Wenn man Restaurants und Kneipen zusperrt, gefährdet das nicht nur die Freiheit der Wirtschaft, wie Roger Köppel, der Chefredaktor der Schweizer Zeitschrift Weltwoche, vor ein paar Tagen postulierte, sondern auch die Freiheit der Meinung und des Informationsaustausches.
Das SARS-Corona-Virus führt offenbar zu Verhaltensweisen auf allen gesellschaftlichen Ebenen, die sich von der Realität entkoppeln und ganz eigenen Regeln folgen. Das Verhalten der Akteure hat verblüffende Ähnlichkeit mit einem ‚Life Action Role Play (LARP), sozusagen mit dessen dunkler Seite der Macht.
Der Oberbürgermeister möchte die Kontrolle über das Corona-Virus gewinnen, lässt eine entscheidende Überlegung aber außer Acht. Ein Stipendium der Stadt, benannt nach Manfred Rommel, kommt einer jungen Soziologin mit besonderen Ideen zugute. Und die AfD-Fraktion im Gemeinderat wird mit Cannabiskeksen beschenkt.
In Stuttgart wird gegendert. Zum Beispiel beim 6. Fachtag zur geschlechtersensiblen Arbeit der Kinder‐ und Jugendhilfe. Oder in der neuen kommunalen Hauptsatzung der Stadt. Und auch beim Fußball. Hilfe gegen Hatespeech leistet eine religiös überzeugte Dame.
Müsste der Weihnachtsmann, nach Stuttgart einreisend, in "häusliche Absonderung"? Könnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben, wie in diesen Tagen so mancher Gastronom oder Einzelhändler? Weil Allgemeinverfügungen des Oberbürgermeisters gottlob nicht bis in himmlische Sphären reichen, dürfen wir uns auch in diesem Jahr etwas wünschen. Zum Beispiel für den Euro, das CO2, den Rotmilan und die vielen Berufe, die unter dem Schutz des heiligen Nikolaus stehen. Sein Name bedeutet: Sieg des Volkes.
Die Veranstaltung der AfD-Fraktion im Stuttgarter Rathaus wäre bestenfalls als Fünfzeiler einspaltig in der Presse erschienen. Wenn nicht die Linke ein solches Bohei veranstaltet hätte. Schon Tage vorher wurde ein Aufschrei inszeniert. Dass eine Gemeinderatsfraktion ins Rathaus zu einer Veranstaltung einladen dürfe, sei ein Skandal, äußerte mit routinierter Empörung eine Funktionärin der Gewerkschaft Verdi.
Und die Stuttgarter Nachrichten bürsteten in ebenso gewohnter Routine die Ereignisse am 18. September auf links. Dort lautet die Überschrift für den eiligen Leser (freudig erregt?): "Demonstranten blockieren AfD-Veranstaltung im Stuttgarter Rathaus". Nur wer den ganzen Artikel bis zum Ende liest, erfährt, dass die Vortragsveranstaltung im Großen Sitzungssaal planmäßig und in aller Ruhe stattfand. Die AfD-Fraktion hatte rund vierzig Mitglieder und Förderer ins Rathaus eingeladen, um mit den Gastrednern Alice Weidel und Markus Frohnmaier über kommunalpolitische Themen zu diskutieren.